16 Jahre jung, 1,88 Meter gross und ein grosses Handball-Talent. Janis Huber schreitet auf seinem Weg voran. Und nun hat es auch endlich geklappt mit der Aufnahme in die U17-Nationalmannschaft. Dieser Sprung schien lange Zeit wie verhext zu sein für den Murianer.
Stefan Sprenger
Es war einmal ein junger Handball-Kämpfer, der unbedingt in die Landesauswahl wollte. Doch irgendwer oder irgendwas hatte was dagegen. Beim ersten Anlauf bricht er sich kurz vor dem Sichtungstraining das Handgelenk. Beim zweiten Versuch zieht er sich erneut wenige Tage davor eine Verletzung am Fussgelenk zu. Beim dritten Mal klappt es und Janis Huber ist im Sichtungstraining. Doch nicht für lange. Während dem Training ereilt ihn ein Schüttelfrost. Er wurde von den Trainern heimgeschickt und lag danach das Wochenende krank im Bett. Wenn es um die Junioren-Nationalmannschaft geht, scheint der 16-jährige Handball-Kämpfer vom Pech verfolgt zu werden.
Seine Karriere beginnt schon früh. Mit sechs Jahren hat er erstmals einen Handball in den Händen. Beim TV Muri durchläuft er die Juniorenstufen und schafft es in die Regionalauswahl. Janis Huber fällt schon früh auf und kann auch schon mit älteren Jahrgängen mithalten. Nach den U15-Junioren, einer Spielgemeinschaft zwischen Wohlen und Muri, wechselt er zum HSC Suhr Aarau. Das war vor 1,5 Jahren. Seither hat der Rückraumspieler sein Leben total auf den Handball ausgerichtet. Er ist im 1. Lehrjahr als Informatiker, absolviert die sogenannte «Sportlerlehre». Das heisst, er hat mehr Freiheiten wegen des Sports. Dienstagnachmittags und donnerstagmorgens darf er fürs Training fehlen. «Ein Privileg», findet der 16-Jährige.
Seine grössten Förderer sind Martin Meyer, Douglas Chechele und sein Vater Thomas Huber. Diese drei Trainer haben beim TV Muri vor Jahren eine professionellere Grundausbildung vorangetrieben, diese drei haben seinen Weg eng begleitet. Der wurfstarke Huber lobt nicht nur seine Trainer, sondern den Gesamtverein. «Das Grundgerüst hat mir der TV Muri geliefert. Die Juniorenarbeit ist echt stark.»
Zum Talent und starken Trainer kommt sein grosser Ehrgeiz und Wille. Und sein Vater. Thomas Huber scheint ein Händchen zu haben für Handball-Talente. Er war es, der Daphne Gautschi entdeckte und förderte. Heute spielt die Murianerin beim deutschen Meister und hat in der Frauen-Nationalmannschaft eine enorm wichtige Rolle inne. Thomas Huber förderte auch seine beiden Söhne, Luick (14) und Janis. «Mein Vater ist beeindruckend. Wie er den Weg von Daphne Gautschi geprägt hat, ist eindrücklich.» Mit seinen Söhnen macht er es ähnlich. Denn auch Luick gilt als grosses Talent und besucht die Sportschule.
Thomas Huber war bei den U15-Junioren der Trainer von Sohn Janis. «Dabei musste er sicherlich immer viel mehr leisten als andere, was natürlich oft zu Gesprächen am Mittagstisch führte. Aber geschadet hat es ja nicht», sagt der Vater. Der Sohn meint lachend: «Wenn ich in mein Lieblings-Eck schoss, musste ich immer 20 Liegestützen machen.» Er habe ihn jeweils stark gefordert und dadurch auch mehr gefördert.
Thomas Huber ist aktuell im Trainerteam der U16-Elite-Juniorinnen des LK Zug. Er kennt sich aus mit dem Nachwuchs-Handballsport und kennt seinen talentierten Sohn natürlich bestens. Wie schätzt er seine Stärken und Schwächen ein? «Janis ist zielorientiert, zuverlässig und sehr diszipliniert, wenn es um Sport oder Beruf geht. Handballerisch hat er eine gute Übersicht und einen sehr guten Wurfarm. Sein Körper darf noch kräftiger werden – aber hier braucht es wohl einfach auch noch etwas Zeit. Für seine Grösse ist er eher schnell auf den Beinen und die Sprungkraft ist auch sehr stabil. Arbeiten darf er sicher noch in der Abwehr und auch die Wurfvarianten und das Wurfbild lassen sich noch optimieren. Im mentalen Bereich hat er noch viel Luft nach oben.»
Der Aufwand, den der Murianer für den Handballsport betreibt, ist riesig. Es wird viel von ihm verlangt. Doch der Leistungssport ist auch eine gute Lebensschule. «Die Kinder werden irgendwie schneller erwachsen und es gibt Situationen, da habe ich das Gefühl, dass ich von ihm lernen kann», meint etwa der Vater.
Der talentierte Janis Huber hat einen Traum. «Im Ausland zu spielen, ist ein grosses Ziel. In der deutschen Bundesliga, das wäre der Hammer. Ich gebe alles für diesen Traum. Und in kleinen Schritten geht es vorwärts.»
Ein wichtiger Faktor wird sein Körper sein. Hält er den Belastungen stand? Bleibt Janis Huber ohne Verletzung? Vater Thomas Huber meint: «Ich glaube, er hat das Potenzial, es weit nach oben zu schaffen, da nebst dem Handballerischen auch die Nebenschauplätze wie Disziplin, Lernbereitschaft und Kritikfähigkeit vorhanden sind. Allerdings wird es auch entscheidend sein, inwieweit er beim HSC Suhr Aarau längerfristig und nicht nur kurzfristig gefördert wird. Aber wirklich entscheidend werden Gesundheit, Familie und Beruf sein.»
Zurück zum jungen Handball-Kämpfer, der es so gerne in die Landesauswahl geschafft hätte, doch drei Mal verletzungsbedingt den Sprung verpasst. Anfang 2020 hat U17-Nationaltrainer Thomas Umbricht den talentierten Janis Huber erneut eingeladen. Er zeigt im Training eine starke Performance und schafft den Sprung in die U17-Nationalmannschaft. Endlich hat es geklappt. Der Freiämter wird dann zu seinem ersten Länderspiel aufgeboten – dann kommt das Coronavirus und der Handball ruht. Doch eines ist klar: Dies wird ihn auf seinem Weg nicht stoppen. Und vielleicht steht er am Anfang eines grossen Handball-Märchens.